Für andere da sein, anderen etwas geben – immer wieder treffe ich hier in Radebeul, Coswig und Moritzburg Menschen, die sich auf besondere Weise für die Gemeinschaft engagieren. Die mit Gespür für die Situation zuhören, uneigennützig unterstützen, Erfahrungen teilen und Nächstenliebe leben. Sei es als Pflegerin bei den Johannitern, als Mitarbeiter beim Technischen Hilfswerk, als Ausbilder bei der Jugendfeuerwehr oder als Kita-Erzieherin. Ob in der direkten Nachbarschaft oder weit weg von Sachsen. Ihr Engagement macht Mut. Drei Beispiele stehen für viele andere.
Eine Tafel der besonderen Art
Ganz im Stillen, doch mit vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern bestens organisiert, arbeitet die Radebeuler Tafel. Vierzig Aktive sorgen hier ohne großes Aufsehen dafür, dass gespendete Lebensmittel bei den Menschen ankommen, deren Haushaltskasse schon vor dem Monatsende oft leer ist. Sowohl im Gemeindehaus der Lutherkirche als auch in den Räumen am Lößnitzbad können sich Bedürftige registrieren und dann für einen kleinen Unkostenbeitrag einkaufen. Wer seine Wohnung nicht verlassen kann, dem werden die Waren auch nach Hause gebracht.
Bei einem Besuch konnte ich erfahren, dass die Tafel große Unterstützung von der evangelischen Kirchgemeinde erhält, die ihren Saal im neuen Gemeindehaus zur Verfügung gestellt hat. Im hellen, warmen Versammlungsraum gibt es eine Kaffeetafel mit gespendetem Kuchen und zugleich Gelegenheit für zwanglose Gespräche.
Mich haben die Geschichten und die Motivation der Frauen und Männer, die für die Tafel arbeiten, sehr beeindruckt. Die einen haben selbst einmal deren Hilfe in Anspruch nehmen müssen und wollen mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit etwas zurückgeben. Andere suchten etwa nach dem Ende ihrer Berufstätigkeit eine sinnvolle Betätigung. Wieder andere wollen einfach nur ganz praktisch und konkret Menschen helfen.
Den Frauen und Männern ist anzumerken, dass sie das gern tun. Sie widmen ihrer Arbeit viel Zeit und Mühe, und sie nehmen auch Kälte und mangelhafte Bedingungen in der Ausgabestelle am Lößnitzbad in Kauf. Zum Glück sollen die Räume dort bald aus eigenen Kräften besser ausgestattet werden.
„Wir sind hier wie eine große Familie“, sagt Hans-Joachim Neubert, der Vorsitzende der Radebeuler Tafel. Er spricht für Menschen, die nicht meckern, sondern anpacken. Respekt!
Ein bisschen Frieden
Der furchtbare Angriffskrieg Russlands in der Ukraine hat viele Menschen sehr aufgewühlt. Die Fernsehbilder zerstörter Dörfer und Städte, die Berichte Geflüchteter von Tod und Vertreibung sind allgegenwärtig. Allgegenwärtig ist aber auch die große Hilfsbereitschaft, denn in der Not steht man dem anderen bei.
Im Februar konnte ich einen der zahlreichen Hilfstransporte in die Westukraine begleiten, die der Coswiger Verein „Partnerschaft mit Osteuropa“ regelmäßig organisiert. Wir haben erlebt, wie gut und wichtig Hilfe vor Ort ist – um die Situation der Menschen in dem vom Krieg gebeutelten Land etwas zu verbessern. Unter anderem eine Schule, eine Obdachlosenunterkunft und ein Kinderheim in Lemberg haben bei dieser Reise Unterstützung erhalten.
Lemberg liegt nicht an der Front, der Krieg ist dennoch präsent. In welcher Gefahr die Menschen immer wieder sind, haben wir hautnah erlebt: Während des Besuchs in einer Schule gab es Luftalarm – der Unterricht wurde im Keller fortgesetzt. Bewundernswert, darin war ich mit dem Vereinsvorsitzenden Michael Müller, mit Kreuzkirchen-Pfarrer Christian Behr und Sven Böttger vom Evangelischen Kreuzgymnasium einig.
Der Coswiger Verein wurde 1991 gegründet und hat sich schon vor dem Krieg in der Ukraine sowie auch in Rumänien engagiert. Und die Liste seiner Aktionen ist lang, aber auch die der Spender und Unterstützer. Und der Verein will seine Ukraine-Hilfe fortsetzen. Demnächst geht es um eine Frühchen-Station im Krankenhaus Lemberg. Das macht Hoffnung!
Jungen Menschen eine Chance geben
Der Start ins Arbeitsleben ist nicht für alle Jugendlichen leicht. Noch immer gibt es viel zu viele junge Menschen, die die Schule ohne Abschluss verlassen. Andere brechen eine oder sogar mehrere Ausbildungen ab, weil sie sich überfordert fühlen oder einfach noch nicht das Richtige für sich gefunden haben. Wenn dann noch Probleme mit der Familie, Geldnöte oder Konflikte mit anderen hinzukommen, droht ein Teufelskreis. Arbeitslosigkeit ist vorprogrammiert.
Die Moritzburger Produktionsschule, die von der Diakonie getragen wird, bietet in diesen Fällen eine helfende Hand. Oder genauer: Sie bietet viele helfende Hände. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schule setzen alles daran, solche Jugendliche aufzufangen – mit Beschäftigung, Qualifizierung und Beratung. Die Jugendlichen können sich in unterschiedlichen Berufen ausprobieren, den Hauptschulabschluss nachholen und sie lernen, ihren Tag sinnvoll einzuteilen.
Gemeinsam mit Sozialministerin Petra Köpping habe ich die Produktionsschule im Frühling besucht. Mich hat das Engagement der Frauen und Männer, die sich um die Jugendlichen kümmern, sehr beeindruckt. Sie tun das mit großer Hingabe, um ihren Schützlingen doch noch den Weg ins Berufsleben zu ebnen, um ihnen Erfolgserlebnisse und Anerkennung zu verschaffen. Schließlich hat jeder Mensch ein Talent – manchmal braucht es halt länger, um es ans Tageslicht zu befördern. Und wir wollen auf kein Talent verzichten.