Mein Tag im Wahlkreis Meißen 40 in Radebeul, Coswig und Moritzburg
Wie steht es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Radebeul, Coswig und Moritzburg – darum ging es letzte Woche bei meinem Wahlkreistag. Immer wieder hört man von Entfremdung und Einsamkeit und dass es zwischen den Menschen immer kälter wird.
Deshalb habe ich einen Tag lang verschiedene Einrichtungen im Wahlkreis besucht, um mehr darüber zu erfahren, was die Menschen bewegt. Los ging es beim
Johanniter-Zentrum in Radebeul.
Geschäftsführer Dirk Roscher hatte viel Positives zu berichten. Pflegedienste, Betreuungsangebote und Begegnungsräume werden seit der Eröffnung vor einem Jahr im Wohnpark am Spitzhaus sehr gut genutzt. Um die Einschränkungen durch die Baustelle in der Meißner Straße zu umgehen, fahren die Pflegekräfte mit Elektromobilen zu den Hausbesuchen. Einfallsreich ist auch das abwechslungsreiche Programm in der hauseigenen Begegnungsstätte. Das gesamte Team engagiert sich für das Projekt „PFLEGE. NEU. DENKEN.“ Hier haben sich alle wichtigen Pflegeeinrichtungen im Landkreis zusammengeschlossen, um neue Wege zu gehen, zum Beispiel zu mehr Fachkräften.
Caritasverband für das Dekanat Meißen
Einblicke in die finanzielle Situation vieler Menschen im Elbtal gab die Schuldnerberatung der Caritas in Radebeul. Durch jahrelanges Engagement und viel Erfahrung können die Beraterinnen und Berater Menschen helfen, die allein nicht aus ihrer Schuldensituation herauskommen. Die Nachfrage ist spürbar gestiegen, allein im vergangenen Jahr um 25 Prozent. Positiv ist, dass der Landkreis Meißen eine frühzeitige Inanspruchnahme der Hilfe durch die Schuldnerberatung ermöglicht, was nicht überall der Fall ist. Verbesserungen wünscht sich die Caritas bei der Existenzsicherung für Selbständige.
Tafel Radebeul e.V.
Ganz im Stillen, aber mit vielen ehrenamtlichen Helfern bestens organisiert, arbeitet die Radebeuler Tafel. Vierzig Aktive sorgen hier dafür, dass Lebensmittel nicht verderben, sondern rechtzeitig bei Menschen ankommen, deren Haushaltskasse oft leer ist. Im Gemeindehaus der Lutherkirche, aber auch in den Räumen am Lößnitzbad können sich Bedürftige anmelden und dann gegen einen kleinen Unkostenbeitrag einkaufen. Wer seine Wohnung nicht verlassen kann, bekommt die Waren nach Hause gebracht. Große Unterstützung kommt von der evangelischen Kirchengemeinde, die Räume im neuen Gemeindehaus zur Verfügung stellt. Im hellen, warmen Versammlungsraum gibt es eine Kaffeetafel mit gespendeten Kuchen und Gelegenheit zu zwanglosen Gesprächen. Im Gespräch mit den Gästen erfahre ich, wie sie in die Situation gekommen sind, hier ihre Lebensmittel zu bekommen und wie sehr sie diese verlässliche Hilfe schätzen. Die Helferinnen und Helfer investieren viel Zeit und Mühe in die Tafelarbeit, nehmen auch Kälte und schlechte Bedingungen im Lößnitzbad in Kauf. Dort sollen die Räume bald aus eigenen Mitteln besser ausgestattet werden.
Coswig – Ort der Vielfalt
Sehr beeindruckt hat mich die Initiative Coswig – Ort der Vielfalt. Seit 2015 treffen sich die Mitglieder des Vereins im Rathaus, um Hilfsangebote zu koordinieren. Seitdem unterstützt die Coswiger Stadtverwaltung die Arbeit der Ehrenamtlichen auf vielfältige Weise: Die gute Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen, zum Beispiel mit der städtischen Wohnungsgesellschaft, ist ungewöhnlich und könnte Vorbild für andere Kommunen sein. So entstand auch der Interkulturelle Garten Coswig, in dem Menschen jeden Alters und jeder Herkunft mitarbeiten, ernten und an den zahlreichen offenen Veranstaltungen teilnehmen können. Der Kreis der Engagierten in der Initiative ist in den acht Jahren ihres Bestehens stabil geblieben, Kontakte zu geeigneten Partnern sind gewachsen. Viele Neuankömmlinge und Flüchtlinge wurden herzlich aufgenommen. Was möglich ist, wenn genügend hilfsbereite Menschen zusammenwirken, ist enorm. Coswig trägt zu Recht den Titel „Ort der Vielfalt“.
Lesung im Schloss Moritzburg
Der Abend stand schließlich ganz im Zeichen der literarischen Begegnung zum Thema “Was ist Armut, was ist Reichtum” auf Schloss Moritzburg. Die Autorin Christine Ruby stellte ihr Buch “Splitter” vor, dessen Geschichten die Nachkriegszeit berühren. Das Schlossrestaurant bot eine kontrastreiche Kulisse für die Erzählungen, die das einfache Leben ihrer Generation berührten. Nach dem aufmerksamen Zuhören wurden bei den Zuhörern eigene Erinnerungen wach, die zu einer interessanten Diskussion im Anschluss führten.